Die Rheinische Post berichtet über die Planungen der Stadtverwaltung zur Umgestaltung des Alten Marktes in Dülken.
BUND und BIVH haben in einer Besprechung am 03. November 2016 mit Baudezernentin Kamper gegen die Fällung aller Bäume am Alten Markt protestiert und begrüßen daher den Protest der Viersener Grünen nach dem Motto „Lieber spät als gar nicht“.
Das Ergebnisprotokoll der Besprechung vom 03.November 2016 zeigt auf, dass zu den Aussagen des städtischen Baumexperten erhebliche Zweifel angebracht sind. Schließlich hat der städtische Experte im Fall der drei Linden an der Josefskirche auch ausgesagt, dass die Bäume krank sind und eine geringe Vitalität aufweisen. Der durch BUND und BIVH geforderte und durch die Stadt Viersen beauftragte externe Gutachter ist jedoch zu einem völlig anderen Ergebnis gekommen. Er ordnet den Linden eine hohe Vitalität zu. Deshalb sollen die drei Linden jetzt auch erhalten bleiben.
Damit ist zumindest in diesem Fall der Beweis erbracht, dass die Stadt Viersen trotz Herausgabe einer Baumfibel planerische Aspekte über die Notwendigkeit des Naturschutzes stellt. Als weitere Erkenntnis aus diesem Vorgang sollten Aussagen von städtischen Experten zum Vitalitätszustand von Bäumen in Viersen zumindest kritisch hinterfragt werden, da hier wohl immer eine ergebnisorientierte Beurteilung unterstellt werden kann.
Ein solches Vorgehen kann auch als postfaktische Politik bezeichnet werden.
Der Begriff postfaktische Politik bezeichnet ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter ihrem Effekt auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – gemäß dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert – ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben.
Die Viersener Bürger haben dies ja schon lange gespürt. Wie oft wurde von der Stadtverwaltung behauptet, dass zu fällende Bäume krank wären, ohne dass dazu irgendwelche Anzeichen zu erkennen waren.
In der Besprechung am 03. November 2016 hat Frau Kamper auch klar die planerischen Aspekte als Gründe für die Fällung aller Bäume angeführt. Vitalitätsaspekte traten in den Hintergrund, da sie sich wohl bewusst war, dass nach dem Gutachterdilemma mit den Linden an der Josefskirche Krankheitsaspekte keine Überzeugungskraft hätten. Damit stellt jedoch Frau Kamper planerische Aspekte über den Naturschutz und steht damit im Gegensatz zur Baumfibel der Stadt Viersen.
Die dezentrale Umgestaltung der Wasser- und Stromversorgung auf dem Alten Markt soll Hindernisse beseitigen. Gleichzeitig soll der vorhandene Pflasterbelag erhalten bleiben, der eine erheblich Barriere für behinderte Menschen darstellt. Eine behindertengerechte Umgestaltung des Platzes sieht anders aus. Deshalb muss eine komplett behindertengerechte Umgestaltung des Platzes erfolgen, wenn eine Umgestaltung des Platzes erfolgt. Das jetzige Konzept ist in dieser Hinsicht halbherzig.