Argumentation bezüglich eines OBI Baumarktes in Viersen

PRO 🙂

Die Argumente für einen zusätzlichen OBI Baumarkt in Viersen basieren auf angeblich zu gewinnenden zusätzlichen Arbeitsplätzen. Diskutiert man mit den Befürwortern und weist auf mögliche Arbeitsplatzverluste bei Konkurrenzfirmen hin, dann wird der Verlust von Arbeitsplätzen als freies Spiel der Kräfte des Marktes bezeichnet. Brauchen wir diese Spielerei?

Weiterhin spekuliert Politik und Verwaltung auf die Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen. In den ersten Jahren wird der Baumarkt seine Investitionen abschreiben und keine oder nur geringe Gewerbesteuern zahlen. Bei Verdrängung anderer Märkte wird daraus ein Nullsummenspiel oder auch ein Minus.

Der OBI Baumarkt an der Ernst-Moritz-Arndt Straße in der 90ziger Jahre hatte nur positive Prognosen (liegen der BIVH vor) und schrieb trotzdem nur rote Zahlen.

Zur viel gepriesenen Qualität der OBI Märkte hier die Kundenzufriedenheit zu Baumärkten 2011. OBI nicht unter den ersten vier Plätzen!

http://www.servicebarometer.net/kundenmonitor/tl_files/files/serviceprofil2011_006.pdf

KONTRA  🙁

Die wesentlichen Argumente gegen einen OBI Baumarkt an der Kölnischen Straße sieht die Bürgerinitiative in folgenden Punkten:

Verstoß gegen §1A der Baugesetzgebung

landwirtschaftliche Flächen dürfen nur im unbedingt notwendigen Maße neu versiegelt werden. Die Baugesetznovelle sieht hier noch strengere Vorschriften vor. Die Stadtverwaltung beruft sich auf geltendes Recht und Übergangsregelungen.
Sollte man auf dieser Basis ein zukunftsorientiertes Großprojekt planen?

Zersiedlung

Der Bau eines OBI Marktes an der Kölnischen Straße ist nur der Anfang zur Errichtung eines Einkaufszentrums in diesem Bereich. Die GMG versucht bereits weitere Flächen zu erwerben. Damit werden auch weitere Einzelhändler aus der Innenstadt folgen und die Zersiedlung und die weitere Verödung der Innenstadt werden sich verstärken. Wir haben bereits jetzt genügend Leerstände in der Innenstadt – Rathausmarkt und Löhcenter.
Der Bürgermeister verneint vehement derartige Pläne. In dem Gespräch mit Vertretern der Bürgerinitiative haben Thönnessen und der Technische Beigeordnete Gerd Zenses außerdem „unmissverständlich zum Ausdruck gebracht“, dass die Ansiedlung weiterer Märkte an dieser Stelle weder rechtlich möglich noch politisch gewollt ist.
Herr Mackes spricht von der „Großhandelsmeile„.
Was stimmt denn jetzt? Wer wird sich durchsetzen, der Bürgermeister oder die stärkste Fraktion im Rat? Soll Viersens Zukunft diesem Machtkampf ausgeliefert werden?

Optische Verschmutzung des Orteingangs

Die südliche Ortseinfahrt auf der Kölnischen Straße von der Autobahnausfahrt MG-Nord / Viersen bis zur Bachstraße ist heute geprägt durch Streusiedlung und Grünflächen. Hier würde Viersen das Prädikat „Stadt im Grünen“ verdienen. Dieses Ortsbild würde nachhaltig zerstört werden durch einen OBI Baumarkt in der Farbe Orange mit einem OBI Werbemasten weithin sichtbar.

Weitere Lärmbelastung der Anlieger

Bereits heute gehören die Anlieger im Bereich Kölnische Straße und Bachstraße zu den Betroffenen, die durch den Lärmaktionsplan im Jahr 2010 besser geschützt werden sollten. Und jetzt will man sie einer drastischen Zunahme des Verkehrs durch Kunden- und Zulieferfahrzeuge aussetzen? Durch eine geringe Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit verspricht man den Anwohnern eine Verbesserung der Lärmsituation. Alles wird nur theoretisch berechnet. Messungen, die die Anwohner gefordert haben, werden verweigert!

Erhöhung der Gefahr durch Hochwasser

Das Oberflächenwasser soll gemäß Empfehlung des Landkreises durch Versickerung entsorgt werden. Das Ganze soll bei einem Grundwasserstand von nur drei Metern erfolgen. Bereits heute fliegen bei Starkregen die Kanaldeckel in die Luft. Sollte das Oberflächenwasser dann doch durch den Kanal entsorgt werden, befürchten die Anwohner, dass die Stadt versucht die Kosten den Anwohnern aufzudrücken, obwohl die Abwassergesetzgebung hier das Verursacherprinzip vorsieht. Die Realität in anderen Städten sieht anders aus.

Die Politik und Verwaltung der Stadt Viersen beziehen in die Standortbetrachtung für einen OBI Baumarkt in Viersen 5 verschiedene Standorte ein:

  1. Ransberg Nord
    soll als Standort nicht möglich sein, da hier ein Wasserschutzgebiet liegt. Automärkte im gleichen Gebiet wurden aber genehmigt. Was sagt wohl die untere Wasserbehörde zu dieser Argumentation?
  2. Ransberg Süd,
    hier soll das Gleiche gelten, wie für Ransberg Nord.
    Hier plant die GMG (Grundstück Marketing Gesellschaft) ein Viersener Silicon Valley, den CUBE und ein Tagungs- und Freizeithotel mit Blick auf Autohäuser.
    Ist die Argumentation mit dem Wasserschutzgebiet nicht nur eine vorgeschobene Argumentation?
  3. Ernst-Moritz-Arndt Straße
    Dieser Standort soll bereits anderweitig verfügt sein. Warum bezieht man ihn dann in eine Betrachtung von Alternativstandorten ein? Seltsames Vorgehen.
  4. Kölnische Straße West
    Hier soll die Hochspannungsleitung stören. Ist dies der wahre Grund? Uns liegen Informationen vor, dass die Eigentümer nicht verkaufen wollen. Sie wollen keinen Umweltfrevel, keinen Einkaufsmarktmarkt auf landwirtschaftlicher Fläche. Die Bürgerinitiative Viersen-Hamm (BIVH) begrüßt diese Standhaftigkeit.
  5. Kölnische Straße Ost
    Hier gibt es keinen standhaften Eigentümer, aber die Bürgerinitiative Viersen-Hamm. 48.000 m² bester Ackerboden sollen hier versiegelt werden. Die obigen Kommentare zeigen, dass die Standortbetrachtung nicht ergebnisoffen, sondern ergebnisorientiert ist.

Warum wurde nicht der Standort der ehemaligen Verwaltung von Kaisers / Tengelmann an der Ernst-Moritz-Arndt Straße für diesen Baumarkt untersucht?
Tengelmann ist doch der Hauptanteilseigner von OBI und würde so quasi auf eigenem Gelände bauen. Ist die „ungünstige“ Verkehrslage wirklich der Grund? Der Kaisers Markt an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße läuft doch recht gut. Für einen großen OBI Baumarkt wäre dort auch genügend Platz. Warum also nicht? Tengelmann soll das Gelände an Kaisers verpachtet haben. Da fließt jeden Monat eine schöne Pacht!!!

Es gibt noch weitere Industriebrachen in Viersen:

Gelände der Feldmühle, Gelände von Helios, Teile des Geländes von Draftex.
Vermutlich ist diese Auflistung nicht vollständig, sie zeigt aber, dass die Standortanalyse ergebnisorientiert durchgeführt wurde. Warum unterstützt die GMG nicht den Besitzerwechsel des Praktikermarktes an der Kanalstraße durch die Firma OBI? Es gibt also zahlreiche Alternativen zum Standort Kölnische Straße.

FAZIT  🙁

Die Argumente der Befürworter eines OBI Baumarktes an der Kölnischen Straße stehen auf äußerst wackligen Beinen!
Auf einer solchen Basis darf kein Projekt errichtet werden, dass die Zukunft und Gestaltung von Viersen so nachhaltig zerstört!

Durch die schlechte Informationspolitik mit Verharmlosung und Verschleierung haben Politik und Verwaltungsspitze der Stadt Viersen das letzte Bisschen an Vertrauen verspielt.