Kleine Nachlese zur Infoveranstaltung „Windenergie in Viersen“.

Der Ernst-Klusen-Saal war gut gefüllt mit interessierten Mitbürgern. Von der Stadtverwaltung wurden die Arbeiten im Rahmen der Flächennutzungsplanänderung dargestellt. NEW Re stellte die eigenen Planungen für die Konzentrationszone Boisheimer Nette dar.
Der Gutachter für die Erstellung der Potenzialanalyse Windenergie erläuterte diese Potenzialanalyse.

Schon während der Vorträge wurden kritische Fragen zu Abstandskriterien und den harten und weichen Tabuzonen gestellt.

Dabei stellte sich heraus, dass die weichen Tabuzonen zwar vom Rat der Stadt Viersen beschlossen werden können, aber die Landesregierung aufgrund der Privilegierung der Windenergie die Möglichkeit besitzt diese weichen Tabuzonen zu kassieren und hier Windvorrangzonen auszuweisen.

Frau Kamper, die Baudezernentin der Stadt Viersen, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Potenzialstudie nur einen ersten Entwurf darstellt und sich in Zukunft dynamisch entwickeln wird. Diese Entwicklung wird durch mögliche sich ändernde Gesetzgebung beeinflusst und durch die Zwänge, die ein weiterer Ausbau der Windenergie mit sich bringen wird. Viele Bürger in Viersen, die insbesondere durch die Festlegungen der jetzigen Aussagen der Potenzialstudie glauben, dass sie nicht von Windkraftanlagen betroffen sind, sollten sich deshalb noch lange nicht in Sicherheit wiegen. Das dicke Ende kann noch kommen.

Fragen zur Gesundheitsbeeinträchtigung der Anwohner durch Infraschall wurden versucht zu verharmlosen. Dies erinnerte mich an die optimistischen Aussagen der Kernenergielobby in den siebziger Jahren. Deutschland hatte immer die besten und sichersten Kernkraftwerke bis der radioaktive Fallout von Tschernobyl auch Deutschland erreichte.

Jetzt baut man mit Abständen von dem Dreifachen der Höhe neue Windkraftanlagen und wähnt sich auf der sicheren Seite. Reaktionen anderer Länder wie Dänemark, die ein Moratorium zur Windenergie durchführen, bevor weitere Anlagen onshore genehmigt werden, werden eher belächelt.

Hatten wir nicht diese Technikgläubigkeit bereits einmal bei der Kernenergie? Sinnvolles und seriöses Vorgehen in diesen Fragen wäre angebracht. Erst die Technikfolgen seriös analysieren und dann weiter ausbauen. Aber der Druck durch die Landesgesetzgebung steht einer solchen Besinnungspause im Wege. Dies freut natürlich auch die potenziellen Betreiber solcher Anlagen. Ist es doch genau was sie wollten.

Doch wie ist die vorhandene Gesetzgebung zustande gekommen? Welchen Einfluss hatten gerade die Lobbyisten, die sich jetzt hinter der vorhandenen Gesetzgebung verstecken?

Wie bereits kürzlich in meinen Ausführungen „Besinnliches zwischen den Jahren“ dargestellt, bedarf es auch hier einer wesentlich breiteren Solidarität der Bürger. Schließlich kann heute niemand sagen, ob er durch den dynamischen Prozess der Entwicklung nicht irgendwann auch selbst betroffen ist und dann gerne die Solidarität der anderen Bürger erfahren würde.

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